Wählen in Zeiten der Verunsicherung
Fragiles Vertrauen in Informationsangebote und demokratische Verfahren im Kontext der Bundestagswahl 2025
Fritz Thyssen Stiftung fördert Forschungsprojekt
Die Bundestagswahl 2025 findet in einer Phase statt, die von Verunsicherungen und fragilem Vertrauen in politische Akteure und Institutionen geprägt wird. So erweist sich insbesondere das Vertrauen in Informationsangebote sowie in Verfahren und Institutionen der liberalen Demokratie als instabil. Diese Vertrauensdefizite und Verunsicherungen werden von populistischen Kräfte einerseits gezielt befördert, zum anderen sind diese die Nutznießerinnen einer Atmosphäre der Unsicherheit, was sich in den entsprechenden Vorwahlumfragen, aber auch in konkreten Wahlergebnissen auf Landesebene (z. B. Wahlen in den ostdeutschen Ländern 2024) und bundesweit (z. B. Europawahl 2024) niederschlägt.
Das Projekt untersucht für die Bundestagswahl 2025, wie sich diese Verunsicherungen in den Einstellungen und im Wahlverhalten von Menschen widerspiegeln, welche Faktoren dazu beitragen, dass Vertrauen leidet und inwiefern es sich gegenseitig verstärkende Effekte innerhalb des Vertrauenskomplexes gibt. Dabei werden zwei Vertrauensobjekte herausgegriffen: zum einen der Wahl-O-Mat als ein prominentes Tool der politischen Bildung, das sich in den vergangenen Jahren zu einem zentralen Informationsangebot für einen Großteil des Elektorats entwickelt hat. Zum anderen wird das Vertrauen in die konkreten Wahlverfahren untersucht, da sich hier - befeuert durch populistische Akteure und durch Debatten in anderen Ländern (USA) - Herausforderungen für das politische Vertrauen in zentrale Institutionen der liberalen Demokratie herausgebildet haben. Dabei ist zu vermuten, dass sich Vertrauensdefizite mit Blick auf die beiden Bereiche, Information und Verfahren, gegenseitig verstärken können. Es wird zu prüfen sein, ob bestimmte Faktoren auf der Mikroebene (individuelle Merkmalsmuster) unmittelbar oder mittelbar auf Vertrauenseinstellungen einwirken.
Um diese Fragen mit Blick auf die Bundestagswahl 2025 zu beantworten, soll eine Befragung eines online-repräsentativen Samples der Bevölkerung durchgeführt werden, die eine Batterie entsprechender Items zu den Vertrauensfragen enthalten wird. Hierzu wird mit einem Online-Access-Panel eines bewährten Anbieters kooperiert. Die Befragung soll unmittelbar in der Woche nach der avisierten Bundestagswahl am 23. Februar 2025 stattfinden. Die Untersuchung schließt an Online-Panel-Befragungen der Antragstellenden an, die mit dem Fokus auf den Wahl-O-Mat für die Bundestagswahlen 2017 und 2021 sowie für die Europawahl 2014 mit einem ähnlichen methodischen Design durchgeführt worden sind. Ein Teil der Fragebatterie kann dabei übernommen werden, sodass in der Auswertung ein Vergleich von Querschnittsdaten über verschiedene Zeitpunkte möglich sein wird - auch mit Blick auf die Frage, ob es zu einem Wandel im politischen Vertrauen gekommen ist. So kann unter anderem geprüft werden, ob diejenigen Kräfte erfolgreich waren und sind, die aus strategischen Gründen versuchen Vertrauen in Informationen und Verfahren und damit letzten Endes auch die liberale Demokratie zu unterminieren oder ob es eine hinreichende demokratische Resilienz in der politischen Kultur Deutschlands gibt. Damit leistet die Studie auch einen Beitrag zur Debatte rund um die aktuellen Bedrohungen der liberalen Demokratie.